Mentalcoach von Fortuna Düsseldorf im Interview
Heute blicken wir für euch hinter die Kulissen des Profi-Fußballs. Der Mentalcoach von Fortuna Düsseldorf, Axel Zehle, gewährt exklusive Einblicke rund um die Themen mentale Stärke, #RheinischeFreundschaft sowie die speziellen Herausforderungen im Fußball und vieles mehr.
Orthomol ist neuer Hauptsponsor und freut sich über eine spannende Rückrunde und interessante Begegnungen. Stellen Sie daher sich und ggf. das Team zunächst gerne einmal vor:
– Aus wie vielen und welchen Experten besteht Ihr Team bei Fortuna Düsseldorf?
Wir haben im mentalen Bereich rein formell gesehen mich als Ansprechpartner für die Spieler. Ich definiere mich aber nicht als einzelnen Spezialisten. Wir versuchen, das Thema systemisch anzugehen. Grundsätzlich arbeitet jeder im Team auf der mentalen und emotionalen Ebene mit dem Team und den Spielern. Insbesondere die Trainer und Physiotherapeuten haben hier durch den kontinuierlichen Dialog einen großen Hebel auf die Spieler. Im Hintergrund haben wir ein Team von Dienstleistern, die wir punktuell hinzuziehen können. Hierzu gehören: Heilpraktiker, Yoga-Trainerin, Kinesiologin. Des Weiteren nutzen wir punktuell auch digitale Tools, die die Spieler in dieser Hinsicht unterstützen sollen.
– Rheinische Freundschaft ist für Sie…?
Den Menschen mit einer unaufgeregten Gelassenheit und einem freundlichen Wohlwollen gegenüber zu treten. Wir legen außerdem viel wert in unserem Team auf das Thema „Teamkultur“. Wir sitzen z.B. immer als Ritual abends vor den Spielen noch zusammen und versuchen grundsätzlich, stabile Beziehungen aufzubauen. Mit dem Begriff „Freundschaft“ gehe ich im Profifußball jedoch recht defensiv um.
– Wo liegen die speziellen Herausforderungen bei der Betreuung einer Fußballmannschaft?
Der Fußball zieht sehr viel Aufmerksamkeit auf sich und es ist viel Geld im Spiel. Da liegt meiner Ansicht nach auch die Herausforderung. Im Innenverhältnis gibt es keine großen Unterschiede zu anderen Sportarten. Es geht immer um den Spagat, zum einen die Spieler individuell an ihr Leistungslimit zu führen und zum anderen das Teamgefüge über den Einzelnen zu stellen. Sämtliche Maßnahmen müssen der Sache dienlich sein und den Output des Teams steigern. Was die Arbeit mit einer Fußballmannschaft anspruchsvoll macht, ist die Makroebene. Es gibt sehr viele Einflussfaktoren von außen, die man nicht kontrollieren kann und die sich dennoch extrem auf den Zustand eines Spielers und eines ganzen Teams auswirken können. Man muss mit den Spielern sprechen und ihnen helfen, die Dinge richtig einzuordnen und Schutzmechanismen einbauen, die wie eine Art Firewall schädliche Dinge von den Spielern abhalten sollen.
– Welchen Anteil am Erfolg eines Spielers hat die mentale Stärke?
Schwer zu sagen. Viele verweisen immer mehr darauf, dass der Kopf die Spiele gewinnt. Wenn dir die fußballerischen Fähigkeiten aber fehlen oder dein Körper nicht den Anforderungen im Profifußball gewachsen ist, nützt dir eine mentale Stärke auch nicht viel. Ich denke, dass die Physis und die Psyche gemeinsam die Voraussetzungen sind, um die Technik und die Taktik anzuwenden. Man sollte versuchen, sämtliche Ressourcen auszuschöpfen, um der beste Spieler zu werden, der man sein kann. Insofern glaube ich schon, dass die mentale Stärke ein sehr wichtiger Faktor ist in der heutigen Zeit und bei gleich gut körperlich ausgebildeten Spielern auch schon den Unterschied ausmachen kann.
– Seit wann ist das Augenmerk im Fußball verstärkt auf diesen Aspekt gelegt worden?
Hier in Deutschland ist seit dem Engagement von Prof. Hans-Dieter Hermann bei der Nationalmannschaft das Thema immer präsenter geworden. Generell merkt man, dass die Spezialisierung in vielen Bereichen zunimmt und auch das Thema „Sportpsychologische Unterstützung“ immer mehr Gewicht bekommt. Ich halte das insgesamt für sehr positiv, da es ja nicht nur um Leistungsoptimierung geht. Man hat auch eine Verantwortung den Spielern gegenüber und sollte Angebote schaffen, damit sie seelisch gesund bleiben und den psychischen Anforderungen gegenüber standhalten.
– Sind alle Spieler offen für diesen Teil der Trainingsarbeit?
Nicht alle. Es gibt immer Spieler, die sich auf so etwas eher einlassen als andere. Und das sollte man auch zu 100% respektieren. Ich finde es sehr wichtig, dass die Spieler ihre persönlichen Themen besetzen und bearbeiten. Wer da unterstützend mit ins Boot genommen wird, ist eigentlich sekundär – Hauptsache der Spieler hat Vertrauen zu dieser Person und die Herangehensweise ist seriös und fundiert. Dem einen hilft das Gespräch mit seiner Frau oder einem Familienmitglied, der andere zieht sich in die Natur zurück, um sich mental zu erholen. Viele Berater bieten mittlerweile auch eine solche Betreuung an. Ich habe als weiteres Beispiel immer noch einen regen Austausch mit einem ehemaligen Spieler – obwohl vielleicht sein aktueller Verein auch diesen Bereich besetzt hat. Umgekehrt kann man einem Spieler bei uns nicht verbieten, eine Vertrauensperson weiterhin zu konsultieren, obwohl wir bei der Fortuna mich als „Spezialisten“ haben.
– Gibt es eine Verbindung zwischen Ernährung und mentaler Stärke?
Definitiv gibt es die. Es geht darum, das menschliche System gut zu versorgen. Das Gehirn verbraucht sehr viel Energie. Proportional gesehen sogar wesentlich mehr als der restliche Körper. Unser „Chef-Physio“ Carsten Fiedler steuert diesen Prozess bei uns. Das ist nicht mein Fachgebiet. Es geht im Groben darum, die Spieler zu sensibilisieren, ihrem Körper das Richtige an Nahrung und Flüssigkeit zuzuführen. Hierbei spielen die Produkte der Orthomol Sport-Familie auch eine große Rolle. Sowohl im Trainingsalltag als auch bei den Spielen werden die Spieler mit den entsprechenden Produkten versorgt. Einige Spieler nutzen zudem auch die Produkte Orthomol Mental, Orthomol Vital und Orthomol Nemuri.
– Was sind die häufigsten Beschwerden eines Fußballprofis, mit denen das Mental-Coaching-Team konfrontiert wird?
Das kann man pauschal nicht beantworten und es geht auch nicht primär um Beschwerden. Häufig geht es darum, Situationen zu reflektieren und dem Spieler zu helfen, ein Bewusstsein für Zusammenhänge zu entwickeln. Es ist das übergeordnete Ziel, die innere Einstellung zu optimieren und zu erkennen, welche Maßnahmen eine bestimmte leistungsfördernde Wirkung erzielen. Folgende Themenschwerpunkte können z.B. Bestandteil sein:
Aufmerksamkeitslenkung, Selbstbewusstsein, Spannungsregulation, mentales Training, Selbstinstruktion, Emotionsmanagement.
Wir bedanken uns herzlich für die spannenden Insider-Informationen. Die Fortuna scheint bestens gerüstet für die anstehenden Herausforderungen. Auf die #RheinischeFreundschaft!