Faster durch Fasten?
Heute drehen wir den Spannungsbogen mal um. Wie wir finden ein probates Stilmittel, denn schließlich steht bei so manchen spannenden Kinofilmen der Bösewicht auch schon zu Beginn fest. Hier geht es zwar um keinen Bösewicht, aber wir geben Euch schon jetzt das Ergebnis unserer Recherche zum Thema „Fasten als Sportler“ bekannt.
Fazit: Kann man unter Umständen machen. Aber niemals ohne vorher und begleitend sowie im Anschluss einen Arzt zu Rate zu ziehen. Weil dem so ist, haben wir für Euch zusätzlich zu unseren eigenen Recherchen eine Expertin befragt. Unsere Orthomol Sport-Expertin Beate Mese ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und selbst erfolgreiche Triathletin. Das aufschlussreiche Interview findet Ihr am Ende dieses Blog Posts.
Um das Fasten ranken sich zahlreiche Mythen. Zudem unterscheidet man zwischen diversen Arten zu fasten. Exemplarisch genannt seien hier Suppenfasten (hier ist der Name Programm), Heilfasten, meist zur Entschlackung, sowie Intervallfasten. Letzteres schwappte, so die Legende, von den USA in unsere Breitengrade. Beim Intervallfasten wechseln sich Zeiten des Essens mit Fastentagen ab. Die Anzahl der Tage, in denen Nahrung aufgenommen wird, überwiegt. Oft ist das Ziel, das Körpergewicht zu reduzieren.
So unterschiedlich die Fastenarten, so unterschiedlich ist auch die jeweilige Motivation bzw. der Hintergrund des Fastens.
Fasten ist auch religiös mitunter fest verankert. Das ist schon seit Jahrhunderten so und thematisch auch nicht Gegenstand unseres Beitrags. Blicken wir jedoch zurück auf das Jahr 2012, erinnern wir uns, dass die Olympischen Spiele in die Zeit des Ramadan fielen. Glaubt man den Medien hatte jeder betroffene Sportler seine eigene Strategie.
Das Beispiel bringt uns zu unserem Ausgangspunkt. Es gibt in diesem Fall kein allgemeingültiges „Richtig oder Falsch“ bzw. den einen Tipp, den wir Euch geben können. Wir wissen aber, dass Fasten auch für viele Athleten ein Thema ist.
Je nach Motivation, körperlicher Verfassung, Zielsetzung und sportlicher Aktivität können wir nur den Rat geben, sich vor dem Fasten und begleitend an Experten zu wenden. Denn auch das steht fest: Fasten hat Auswirkungen auf den Körper – egal welche Fastenart nun praktiziert wird.
Genau deshalb haben wir für Euch im Folgenden das aufschlussreiche Interview rund um das Thema Fasten mit unserer Orthomol Sport-Expertin Beate Mese geführt.
- Haben Sie selbst schon einmal gefastet?
Nein, ich selbst habe noch nicht gefastet.
- Welche Fastenarten gibt es und worin unterscheiden sie sich?
Mittlerweile gibt es unzählige verschiedene Arten des Fastens. Angefangen von den religiös motivierten Fastenarten über „Heilfasten“ bis hin zu den modernen „Detox“-Varianten ist alles möglich. Die meisten Fastenkuren verbieten während des Fastens jegliche Art fester Nahrung. Dann wird ausschließlich Flüssigkeit konsumiert. Das reicht von Gemüsebrühe über Fruchtsäfte bis hin zu Smoothies. Tee und Wasser sind meist die Grundbestandteile. Es gibt beispielsweise auch Fastenarten, bei denen ausschließlich Milch und Semmeln konsumiert werden, oder das sogenannte „Früchtefasten“, hier ist neben den Getränken auch Obst erlaubt. Jedoch ist auch hier eine Beschränkung der Kalorienzufuhr auf maximal 500 kcal täglich üblich.
Viele Fastenkuren beginnen zudem mit einer Darmreinigung, also der vollständigen Entleerung des Magen-Darm-Traktes.
Früher war während der religiösen Fastenzeit auch Bier als Nährstofflieferant erlaubt. Im Islam ist beispielsweise im Fastenmonat von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang die Zufuhr von Flüssigkeit und Nahrung nicht gestattet. Gegessen und getrunken wird nur bei Nacht.
Von den Fastenkuren ist das intermittierende Fasten abzugrenzen. Hierbei handelt es sich um das stunden- oder tageweise Reduzieren der Nährstoffzufuhr und hat mit den klassischen Fastenkuren kaum noch etwas gemeinsam. Das sogenannte „Dinnercanceling“ oder ein „Obsttag“ pro Woche sollte nicht mit einer Fastenkur in einen Topf geworfen werden.
- Was stellt Fasten mit dem Körper an?
Die Fastenarten sind sich in einer Hinsicht sehr ähnlich: Sie reduzieren die Nährstoffzufuhr. Bei einigen religiösen Fastenarten wird zudem die Flüssigkeitszufuhr über einen bestimmten Zeitraum eingeschränkt. Der Körper reagiert nun folgendermaßen auf den Nährstoffmangel: Er greift die im Körper gespeicherten Nährstoffe an, um seinen Energiebedarf zu decken. Gleichzeitig regelt er den Energieverbrauch herunter, da ein Mangel an Nachschub herrscht. Nun mag das zunächst toll klingen, der Körper baut schließlich gespeichertes Fett ab. Leider jedoch auch Proteine, sprich Muskelmasse, und natürlich die Kohlenhydratspeicher. Liegen Stoffwechselstörungen vor, beispielsweise Gicht oder Diabetes, kann es während des Fastens zu gefährlichen Zuständen kommen, wie beispielsweise zu schmerzhaften Gichtanfällen durch den vermehrten Anfall von Harnsäure als Abbauprodukt, oder auch Unterzucker, wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist, genug Glucose nach zu produzieren.
- Sollten gerade Sportler beim Fasten gewisse Dinge beachten?
Unbedingt! Ein hochintensives Training hat in der Fastenzeit nichts zu suchen. Moderates, niedrig intensives Training kann jedoch durchgeführt werden, um den Leistungsabfall in der Fastenzeit etwas zu begrenzen. Auf Grund der erniedrigten Nährstoffzufuhr steigt zudem die Gefahr für Infekte, da das Immunsystem ebenfalls auf eine ausreichende und ausgewogene Nährstoffzufuhr angewiesen ist.
Wichtig ist auch, im Vorfeld die Motivation des Fastens zu klären: Gibt es für den Sportler bestimmte Beweggründe für eine Fastenkur oder evtl. auch Alternativen?
Im Hinterkopf sollten man behalten, dass Fasten weder zu einer Leistungssteigerung noch zu einem dauerhaften Gewichtsverlust führt.
- Über welchen Zeitraum kann gefastet werden, wann wird es kritisch?
Im Schnitt sind es 5-14 Tage. Kritisch wird es auch in der kurzen Zeit, wenn gesundheitliche Beschwerden hinzukommen.
- Wir empfehlen, vor, während und nach dem Fasten einen Arzt zu Rate zu ziehen. Was ist noch ratsam?
Sollten zwischendrin körperliche Beschwerden auftreten, ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren. Wichtig ist VORHER abzuklären, ob man überhaupt fasten darf. Es gibt zahlreiche Erkrankungen, bei denen von einer Fastenkur dringend abzuraten ist. Dies sollte jeder, der fasten möchte, unbedingt im Vorfeld mit dem behandelnden Arzt besprechen.
Neben der ärztlichen Begleitung ist es außerdem wichtig, sich selbst nicht zu viel zuzumuten. In der Fastenzeit sollte alles etwas ruhiger angegangen und genug Ruhephasen eingeplant werden. Das Fasten sollte zum richtigen Zeitpunkt stattfinden und nicht zur stressigsten Zeit am Arbeitsplatz oder – aus sportlicher Sicht – in der Wettkampfphase.
- Kann es zu Leistungsbeeinträchtigungen während des Fastens kommen?
Wie bereits erwähnt, läuft der Körper in der Fastenzeit auf Sparflamme. Die Leistung ist dementsprechend reduziert. Man sollte sich im Alltag und auch im Sport darauf einstellen und sich entsprechend Ruhezeiten gönnen und die Ansprüche (meist sind es die eigenen) anpassen. Die Gewichtsreduktion ist nicht von Dauer, wenn nach dem Fasten wieder normal gegessen wird. Erfolgt anschließend generell eine Umstellung der Ernährung, kann zumindest ein Teil des Gewichtsverlustes bewahrt werden.
- Hat Fasten eher physische oder psychische Auswirkungen auf Körper und Geist?
Fasten hat sowohl physische als auch psychische Auswirkungen. Auf die physischen wurde bereits während des Interviews eingegangen. Sie stellen den Körper eher vor Herausforderungen als ihn zu entlasten.
Noch nicht erwähnt wurde bisher: Was macht Fasten mit der Psyche? Für viele meiner Patienten ist Fasten fast schon eine Art Meditation. Sie schalten bewusst einen Gang herunter, distanzieren sich von übermäßigem Konsum, und stellen erstaunt fest, mit wie wenig der Körper eigentlich auskommt. In unserer konsumgeprägten und schnelllebigen Zeit hilft Fasten meinen Patienten häufig, sich wieder auf sich selbst zu besinnen. Viele nutzen eine Fastenkur, um mit alten Gewohnheiten zu brechen und anschließend ihr Leben in neue Bahnen zu lenken, besonders was die Ernährung angeht.
Zum Ende des Interviews zieht Beate Mese dieses Fazit:
Fastenkuren allein erzielen weder einen Leistungszuwachs noch eine dauerhafte Gewichtsreduktion. Im Vorfeld muss ganz klar die Motivation und medizinische Unbedenklichkeit für den Einzelnen abgeklärt werden. Während des Fastens muss mit sportlichen Leistungseinbußen gerechnet werden.
Jedoch kann eine Fastenkur helfen die Psyche neu zu ordnen, zu entlasten und den Fokus auf den eigenen Körper und das eigene Leben zu richten, und alte Gewohnheiten hinter sich zu lassen.
Wir bedanken uns herzlich bei Beate Mese! Wo sie praktiziert und sportlich unterwegs ist, könnt ihr hier in Erfahrung bringen:
Beate Mese, Fachärztin für Allgemeinmedizin: www.zasm.de
Unter http://www.tri-team-bayreuth.de , erfahrt ihr Spannendes rund um das Tri-Team Bayreuth, dem Beate Mese angehört.